Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?
Hallo ihr Lieben,
wer mich persönlich kennt, der weiß, ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Manch einer würde sagen, ich bin nah am Wasser gebaut. Das stimmt auch. Das ist so und war auch schon immer so. Dabei gibt es viele Gründe, warum die Tränen kullern.
Seit ich Mama bin, laufen sie sogar schneller. Mal aus Freude oder beim kringelig Lachen, manchmal bei Erinnerungen oder aus Stolz sowie bei der Erkenntnis, wie schnell die Zeit verfliegt, aber auch bei Angst, aus Wut (auf mich selbst oder aus einer Situation heraus) oder Enttäuschung (über mich selbst…) oder weil ich mich über etwas oder jemanden ärger. Klar, dann gibt es noch die Tränen aus Mitgefühl – sowohl die unbändige Mit-Freude als auch das Mit-traurig-sein – und auch bei emotionalen Filmszenen. Hin und wieder weine ich auch aus einer Schrecksituation heraus oder wenn etwas anders kommt als geplant bzw. gewünscht. Wenn man schon eine ganz genaue Vorstellung hatte und dann funkt das Leben dazwischen…
Egal ob aus großer Freude oder Traurigkeit. Tränen sind wie ein Ventil.
Ich schäme mich meiner Tränen auch nicht. Sollen sie doch ruhig laufen. Ich weiß, im Anschluss geht es mir besser und ich sehe die Welt wieder klarer als zuvor.
Warum also sollte es bei Kindern anders sein?
Ein ganz wunderbares und gefühlvolles Kinderbuch, welches genau diese Thematik noch mal aufgreift und verdeutlicht hat Nora Imlau geschrieben. Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil? ist im Juni 2023 als stabiles Pappbilderbuch für Kleinkinder ab 2 Jahren im Carlsen Verlag erschienen. Wie auch schon von ihrem ersten Gefühle-Bilderbuch Und was fühlst du, Känguru? bin ich wieder von der 26-seitigen Geschichte in Reimen sehr begeistert. Auch wenn manche Reime etwas holperig sind, so haben die Texte doch eine eigene, schöne Melodie beim Vorlesen.
Die wundervollen Illustrationen von Lisa Rammensee holen uns wieder ab, begegnen uns auf Kinderaugenhöhe und untermalen die Geschichte ganz herzallerliebst. Die Gefühlswelt wird kindgerecht und sehr liebevoll dargestellt. Außerdem hüpfte mein Herz, als ich die kleinen, versteckten Andeutungen auf andere ihrer Bilderbücher entdeckte! Ich liebe sowas! ♥
Das feinfühlige kleine Krokodil Juli hat viele Gefühle in sich. Besonders gerne lacht er laut und viel. Doch es gibt auch andere Situationen. In denen wird Juli dann ganz still und seine Augen füllen sich mit Tränen.
Krokodil Juli weint sehr viel.
Zum Beispiel, wenn etwas nicht so klappt, wie er es möchte. Oder aber, wenn er im Kindergarten warten muss, bis alle aufgegessen haben und er schon spielen gehen möchte. Es passiert aber auch, dass er weinen muss, wenn ihm ein Missgeschick passiert oder er den Mut für eine neue Herausforderung nicht aufbringen kann.
Juli weint auch aus Mitgefühl und wenn er sich „klein“ fühlt. Das kommt manchmal vor. Und wer fühlt sich schon gerne klein und schwach?
Es gibt also viele Situationen und Gefühle, die Juli im Alltag als Kind begegnen – und überfordern.
Die Erwachsenen machen sich wegen all der Tränen viele Gedanken und Sorgen. Sie möchten, dass Juli weniger weint bzw. mit dem Weinen aufhört. Sie versuchen alle gängigen Methoden: Kopfstand machen, Leckereien, ihn kitzeln, er soll in ein Kissen hauen… vielleicht hilft ja fernsehen, kleines Krokodil?
Doch der alte Haifisch hat da seine ganz eigene Meinung zu.
Juli weint bestimmt nur, um Aufmerksamkeit oder seinen Willen zu bekommen.
Er ist der festen Überzeugung, dass Juli mit Absicht weint – und dieses Verhalten einfach mehr Kälte und Härte nötig hat.
Zum Glück hört sein Papa aber nicht auf solche veralteten Ratschläge – und vertraut lieber seinem Bauchgefühl. Er begegnet seinem Sohn mit viel Liebe, Geduld und Verständnis. Gemeinsam machen sie es sich im schlammigen Kuschelnest gemütlich. Die beste Medizin gegen Kummer! Schließlich ist oft nur eins wichtig:
Da ist jemand der mich hält und für mich da ist, mich so annimmt und liebt, wie ich bin! ♥
Eine ganz wundervolle Botschaft, die so liebevoll verpackt viele Kinder erreichen sollte! Daher ein wahres Herzensbuch und eine Herzensempfehlung – für das Kinderzimmer zu Hause, den Kindergarten oder wo ihr am liebsten solche Bilderbücher sehen möchtet! 🙂
Nora Imlau gelingt es, sowohl Kinder als auch Erwachsene auf der Gefühlsebene abzuholen. Mit Verständnis, tollen Beispielen, Blickwinkel-Wechsel und Empathie erklärt und erinnert sie Erwachsene und Eltern daran, dass die Welt der Gefühle nicht immer so leicht ist und wie sich das Kindsein und Heranwachsen anfühlt. Da ist ein Kuschelnest, in dem man einfach sein kann und in dem man neue Kraft für das Leben sammeln kann, genau das richtige! ♥
Dies gibt die Autorin auch in einem persönlichen Text als Nachwort am Ende des Buches wieder. Besonders gefällt mir an dieser Stelle, dass sie hier auch noch mal betont, dass Erwachsene ebenso weinen, das Ventil öffnen und all den Stress, Frust und das Mitfühlen offen zeigen dürfen! 🙂
Öfnet ihr auch hin und wieder euer Ventil oder fällt es euch eher schwer?
Liebste Herzensgrüße,
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