Ein Baby in Mamas Bauch
IN WENIGEN WORTEN
Heute stelle ich euch das Aufklärungsbuch „Ein Baby in Mamas Bauch“ vor. Es erschien am 20.08.2015 im Verlag FISCHER Sauerländer. Dieses 40-seitige Bilderbuch wurde in Zusammenarbeit mit Ärzten entwickelt und von Anna Herzog geschrieben. Die Illustrationen stammen von Joëlle Tourlonias. Der Verlag empfiehlt dieses Buch ab einem Alter von 5 Jahren.Dem schließe ich mich an.
ANNA HERZOG
ist Ärztin, Autorin und Mutter von vier Kindern. Mit ihrer Familie lebt sie im Ruhrgebiet.
(*1985 in Hanau) ist Illustratorin und lebt in Düsseldorf. Sie studierte Visuelle Kommunikation (Schwerpunkt: Illustration und Malerei) und arbeitet als selbstständige Künstlerin. Weitere Bücher, die sie illustrierte, sind u.a. „Elefantastisch: Auf nach Afrika!“ und „Prima Monster – Oder: Schafe zählen ist doof!“. (Beide Bücher sind bereits hier und hier für euch auf MaBaKi rezensiert worden 😉 )
INHALT
Mama, Mia und Oskar befinden sich auf dem Nachhauseweg von der Kita. Da erzählt Mia, dass die Familie von Sophie ein kleines Baby bekommen wird. Und sogleich lässt sie ihren Unmut darüber heraus: Immer kriegt Sophie alles, dabei will doch auch Mia ein kleines Baby bekommen! Über die Worte ihrer Tochter wird Mama plötzlich ungewöhnlich still. Auch in ihrem Blick verändert sich etwas, was Mia und Oskar zunächst nicht deuten können. Doch dann antwortet sie, dass auch sie ein Kind erwartet… Gemeinsam erleben sie Schritt für Schritt das „Abenteuer Schwangerschaft“ und lernen dabei eine Vielzahl an Dingen, zum Beispiel:
- Wieso muss man darauf warten, bis das Baby da ist; kommt es etwa mit dem Auto?
- Warum haben Mama und Papa 3 Monate gewartet, bis sie von der Schwangerschaft erzählt haben?
- Können auch Männer Kinder kriegen?
- Muss man nicht „sexen“ (die Worte der Kinder 😉 ), um ein Baby zu bekommen?
- Wie entstehen eineiige und zweieiige Zwillinge?
- Muss man sich lieben, um Sex haben zu können?
- Kommen Kinder immer zum errechneten Termin?
Jede einzelne dieser Fragen wird im Rahmen der Geschichte beantwortet und durch kleine „Infokästchen“ ergänzt, welche noch einmal in kurzer Form weiteren Wissens-Input geben, z.B. über:
- das Wachstum des Kindes
- künstliche Befruchtung
- Hormone
- das Fruchtwasser
- die verschiedenen Orte der Entbindung
- Frühgeburten
- Kaiserschnitte
MEINE MEINUNG
Ganz besonders gelungen finde ich den Spagat zwischen Unterhaltung und Wissensvermittlung auf kindgerechtem Niveau, der mit diesem Buch auf eine exzellente Weise gelungen ist ♥
Schon die Fragen von Mia und Oskar sind so herrlich „kindlich“ und in ihrer Kindlichkeit so schön authentisch (es wirkt also nicht aufgesetzt oder gekünstelt). Das empfinde ich stets als sehr charmant und witzig 🙂 Frau Herzog hat erfasst, welche Fragen die Kinder am meisten während der Schwangerschaft beschäftigen! Und es gelingt ihr diese durch Mama, Papa und Tante Fia auch auf eine stets sehr ehrliche und liebevolle Art und Weise zu beantworten.
Wie lebensnah dieses Buch auch in den Infokästchen auf die kindliche Anschauung eingeht, zeigt sich allein in diesem Beispiel:
„Das Baby ist jetzt etwa drei Monate alt und ungefähr 10 Zentimeter lang – also etwas länger als der Zeigefinger eines Mannes. Es wiegt gerade einmal 80 Gramm – so viel wie ein seh großes Hühnerei, aber es sieht schon aus wie ein kleiner Mensch.“ Seite 9
Es wird ein Vergleich angestellt, den Kinder sehr leicht nachvollziehen können und der ihrer Lebenswelt entspricht.
Mir gefallen die Infokästchen jedenfalls sehr gut, denn dort sind noch einmal Inhalte verarbeitet, die man in der Geschichte selbst vermutlich nicht so kurz und prägnant hätte verarbeiten können. Außerdem bieten sie einem die Möglichkeit, sich mit seinem Kind detailiert auszutauschen, ohne den Lesefluss zu stören.
Joëlle Tourlonias Illustrationen vermitteln bereits durch die warmen Farbtöne ein wohliges Gefühl von Geborgenheit und tragen damit maßgeblich zur Atmosphäre des Buches bei.
Ihrem ganz eigenen Stil bleibt sie treu: Ihre Bilder zeichnen sich auch in ihrem aktuellen Buch durch einen faszinierenden Detailreichtum aus und die Figuren weisen wieder die charakteristischen und wunderschönen Knopfaugen und Strichmünder auf 🙂 Hach ja… Ich liebe ihre Art der Illustration ♥ Sooo schön ♥
Ein weiterer Punkt, den ich nicht hoch genug loben kann, findet sich in der Informationsvielfalt. So wird z.B. nicht nur das Krankenhaus als Geburtsort aufgeführt, sondern auch das Geburtshaus sowie das eigene Zuhause.
Zudem wird wert darauf gelegt, herauszustellen, dass Sex etwas ist, was Erwachsene mit einander tun, nicht aber mit Kindern. Natürlich ist das etwas, worüber man – im entsprechenden Alter – auch mit seinen Kindern sprechen sollte; dennoch finde ich es löblich, dass es hier auch schon einmal konkret thematisiert wird.
Entgegen all dieser positiven Aspekte möchte ich auch eine Tatsache benennen, die mich sehr gestört hat: Während der gesamten Geschichte erlebt die Familie das Voranschreiten der Schwangerschaft (was z.B. dadurch ersichtlich wird, dass immer wieder neue Angaben zu Gewicht und Größe des Babys gemacht werden), was sowohl auf visueller als auch literarischer Ebene wunderschön dargestellt wird ♥ Allerdings hätte ich mir eine übersichtlichere Gliederung gewünscht; mitunter empfand ich die Übergänge zwischen den einzelnen Situationen bedauerlicherweise als wenig nachvollziehbar. Was ich genau damit meine, möchte ich einmal an dem folgenden Beispiel genauer demonstrieren:
„Kriegt man jedes Mal Babys, wenn man sext?“, fragt Mia. Papa schüttelt den Kopf. „Nein. Nicht jedes Mal ist eine Eizelle reif oder der Samen schnell genug. Man kann aber auch verhindern, dass die Samenzellen zu den Eizellen kommen. Das nennt man dann Verhütung.“ Seite 19, letzter Absatz
Der darauffolgende Satz (auf Seite 21, da Seite 20 komplett bebildert ist) lautet jedoch:
„Tante Fia, muss man sich liebhaben, um Sex zu machen?“ Seite 21, 1. Satz
Selbst wenn Tante Fia im Buch schon vorher einmal aufgetaucht wäre (was sie nicht ist), stellt dieser „Übergang“ für mich einfach einen inhaltlichen Bruch dar, dessen Notwendigkeit sich mir nicht so wirklich erschließen will. Ich bin mir sicher, dass man für diese Problematik eine bessere Lösung hätte finden können.
FAZIT
Sehr empfehlenswert! ☆☆☆
Zwei Sterne muss ich leider aufgrund der logischen Brüche abziehen, da ich finde, dass diese den Lesefluss leider doch maßgeblich gestört haben.
Ungeachtet dessen ist es für mich immer noch das schönste Aufklärungsbuch, welches ich kenne, denn alles, was nach dem Abzug dieses kritischen Punktes bleibt, ist einfach perfekt ♥
Welches Aufklärungsbuch ist euer Favorit?
2 Kommentare
Großartig, auf diese Rezension habe ich schon gewartet! Danke! :-* Nachdem ich doch nun schon einige Wochen auf das Buch gewartet habe und es am Wochenende bereits im Buchladen in den Händen gehalten haben *glaube mir, in meinen Fingern hat es nach dem durchblättern ganz stark gekribbelt, es mitzunehmen… Aber der Hundeblick und das „früher oder später werde ich genau dieses Buch kaufen, ich wünsche es mir sooo sehr… “ hat noch nicht gezogen… Aber bald!*
Ich kann mich deinen Worten und deiner Begeisterung vollkommen anschließen 😀
Danke für die tolle Buchvorstellung! ♥
Für die jüngeren Kinder, wenn ein Geschwisterchen erwartet wird, finde ich: Wir sind jetzt vier! super 🙂
Kann ich ja demnächst mal vorstellen 😉
Was für ein süßes Buch. Das hätte es mal schon 2014/2014 geben sollen, dann hätte unsere Große das geschenkt bekommen – als Vorbereitung auf ihr Schwesterchen.