23. Mai 2014 – Ellas großer Tag – unsere Erfahrungen mit einer Hausgeburt
Ihr Lieben,
heute folgt ein sehr langer Bericht. Eine kleine Reise in die Vergangenheit. An einen Tag, der mir ein Leben lang in Erinnerung bleiben wird, als wäre es gestern gewesen.
Der Tag, an dem unsere kleine Ella das erste Mal in meinen Armen lag. Der Tag ihrer Geburt!
Sehr, sehr lange mussten wir auf dieses Glück warten.
Denn im Gegensatz zu Leonies Schwangerschaft, dauerte es ganze zwei Jahre, ehe wir einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten durften.
Die Zeit bis dahin war teilweise sehr schmerzhaft, die Lücke in mir riesig. Es schien mich teilweise fast zu zerreissen. Natürlich war ich überglücklich, dass wir Leonie hatten und dennoch war da dieser Wunsch, nach einem weiteren kleinen Menschlein. Ein Geschwisterchen für sie! Immerhin wissen wir selbst, wie wundervoll es ist, Geschwister zu haben!
Dieser Zyklus war jedoch schon anders, als alle anderen. Alle paar Monate machte ich aus reiner Neugier einen Ovulationstest. Einfach zu Kontrolle. Denn an sich spürte ich meinen Eisprung sehr genau und mein Arzt bestätigte mir mein Körpergefühl auch immer wieder. Er meinte, wir hätten einfach Pech…
Mit einer befreundeten Mami aus einer Mamigruppe, in welcher ich nun schon seit Leonies Schwangerschaft schreibe, hibbelte ich zusammen…sie hoffte sogar schon ein paar Monate länger als wir auf weiteren Nachwuchs. Und witzigerweise schickten wir uns am Tag X beide einen positiven Ovulationstest zu.
Wir machten kleine Scherze darüber „Hihi, stell dir mal vor – und nun sind wir beide schwanger“ und ähnliche Sprüche fielen.
Natürlich glaubte keiner von uns wirklich daran. Wir machten uns gegenseitig Hoffnung, hielten zusammen und irgendwie tat es gut, nicht allein zu sein.
Wir gönnten es einander von Herzen sehr!
Und dann kam der Tag – sie schickte mir einen positiven Schwangerschaftstest. Noch vor dem NMT. Sie hatte es einfach nicht ausgehalten. Ich war total überwältigt und freute mich für sie. Auch wenn ich gleichzeitig diese Schwere in mir fühlte. Aber da war auch ein Hoffnungsschimmer. Was wäre wenn?
Sollte es, könnte es…wirklich sein?
Ich war zittrig. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl ich mir. Ja, ich hatte Hoffnung.
Ich machte also einen Test….und…ich musste mich hinsetzen. Ich zitterte. Ich konnte es nicht glauben, musste nach Luft schnappen und mir schossen die Tränen in die Augen. Da war wirklich eine ganz leichte zweite Linie.
Unglaublich! Ein Wunder! Ein Geschenk! Mir war schwindelig vor Glück. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe. Und noch weniger, wie es war, als ich Christian dann die frohe Botschaft überbrachte und er mich einfach nur zärtlich in die Arme schloss – wir waren in Freudentaumel und irgendwie kam mir doch all das so unwirklich vor.
So fing es an. Und nachdem meine Frauenärztin die Schwangerschaft bestätigt hatte, ging die große Suche nach einer Hebamme los.
Diesmal sollte mein Wunsch nach einer Hausgeburt in Erfüllung gehen. Auch wenn ich sowohl am Anfang der Schwangerschaft (kleiner Blutstau im Bein, durch vermehrtes Liegen und dadurch, dass ich mich häufiger übergeben musste) als auch am Ende (ich kannte es ja nicht, warten zu müssen und hatte etwas Bammel davor, zu lange zu übertragen…Leonie kam zwei Wochen vor ihrem ET) ein bisschen Sorgen hatte, dass mein Traum einer Hausgeburt nicht möglich sei.
Wäre es nach meiner Frauenärztin gegangen, wäre diese auch von vornherein ausgeschlossen gewesen und wir hatten häufiger Diskussionen deswegen.
Einfach, weil sie Hausgeburten nicht gut heißt.
Ich vertraue jedoch mehr meinen Hebammen und selbst im Krankenhaus, wo ich mich für den Notfall angemeldet habe (anmelden musste), waren sie einer Hausgeburt gegenüber sehr aufgeschlossen und sahen keinerlei Probleme.
Am Donnerstag, den 22.05.2014, ging ich auf Anraten meiner Hebamme für 45 Minuten im Schnellschritt über das Feld spazieren. Das sah bestimmt sehr witzig für alle anderen aus 😉
Da ich zu diesem Zeitpunkt laut meiner Rechnung beim ET angekommen war (laut Ärztin bei 40+4) und ich in Zusammenarbeit mit meiner Hebamme schon einige Hausmittelchen + Homöopathie probiert hatte, meinte sie, ich solle doch mal diese Variante versuchen.
Nach etwas Anstrengung und anschließender Ruhepause, soll der Körper wohl manchmal noch etwas Schwung bekommen. Immerhin bereitete mein Körper sich eigentlich auch schon seit längerem auf den großen Tag vor (schon einige Wochen vor der Geburt, meinte meine Frauenärztin, ich solle kürzer treten) und benötigte wohl einen kleinen Schubs.
Ja, das Baby kommt, wenn das Baby kommen mag und fertig ist 😉
Aber meine Hebamme wusste auch, dass meine größte Angst war, im Krankenhaus entbinden zu müssen. Das konnte und wollte ich mir so gar nicht vorstellen.
(41. SSW)
Und ich weiß nicht, ob es an diesem schnellen Spaziergang lang oder die Zeit einfach reif war, aber in der Nacht von Donnerstag zu Freitag habe ich ab 2:16 Uhr leichte Wehen bekommen, die ca. alle 10-12 Minuten kamen und stark genug waren, dass ich nicht mehr schlafen konnte, jedoch noch lange nicht stark genug für eine Geburt.
Um Christian und Leonie nicht beim Schlafen zu stören, zog ich mich nach unten ins Wohnzimmer zurück.
Ich informierte meine Hebamme gegen 7 Uhr über meine Nacht, nur damit sie schon einmal Bescheid wusste, dass es evtl. über den Tag los geht.
Nach 5 1/2 Stunden Wehen hatte ich erstmal das Gefühl “jetzt ist Wehenstopp”, das war so gegen 8 Uhr, und so rief ich erneut meine Hebamme an. Am Abend hatten wir eh einen gemeinsamen Termin.
Christian hatte sich nach der Nacht spontan Urlaub für diesen Tag genommen und nachdem er Leonie in den Kindergarten gebracht hat, holten wir beide eine Mütze voll Schlaf nach.
Nach ca. 2 Stunden erwachte ich und die Wehen waren wieder da.
Mittlerweile war es gegen Mittag. Christian und ich fuhren dann erstmal etwas essen.
Die Wehen kamen ca. alle 20-30 Minuten und waren schon etwas stärker, sodass ich hin und wieder kurze Zeit inne halten musste.
Wir gingen im Anschluss noch 45 Minuten spazieren und zu Hause angekommen ruhte ich mich erstmal aus.
Ich habe auch noch einmal versucht zu schlafen, aber es wurde nur ein Schlummern, da ich nach 20 Minuten wieder von einer Wehe geweckt wurde und sich dies in diesem Takt fortsetzte.
Die Wehen wurden am späten Nachmittag immer stärker, sodass ich diese veratmen musste. Sie blieben jedoch im langen Abstand und da sie auch in den Rücken zogen, gönnte ich mir eine warme Badewanne.
Gegen 19 Uhr kam dann meine Hebamme zu mir, die mich untersuchte.
Mein Muttermund war zur Hälfte geöffnet (vorher war er schon seit mind. einer Woche 3 cm offen).
Sie stellte mir frei, ob sie bleiben sollte oder ich anrufe, wenn ich das Gefühl habe, es geht los bzw. wenn meine Blase springt. Da wir beide das Gefühl hatten, es geht diese Nacht los, verabschiedeten wir uns mit “Bis bald” – wir waren auch beide davon überzeugt, es würde mit dem Blasensprung starten 😉
Die Wehen wurden ab ca. 20 Uhr recht stark und die Abstände verkürzten sich auf 8-10 Minuten.
Christian und ich nutzten die Zeit des Wartens mit Kartenspielen auf dem Sofa.
Gegen 21 Uhr wollten wir dann unsere Hebamme langsam anrufen, jedoch warteten wir noch die nächste Wehe ab und genau bei dieser machte es auf einmal in mir “plopp”/“knack“ und die Blase war gesprungen. Die Uhr zeigte 21:08 Uhr.
Also rief ich meine Hebamme an, welche sich sofort auf den Weg machte und ihre Kollegin informierte.
An sich benötigt sie ca. 25-30 Minuten zu mir…
Diesmal kam jedoch alles anders, denn ein Stau kam uns dazwischen.
Die Wehen wurden ab 21:25 Uhr sehr viel stärker und die Abstände rasant kürzer…5 Minuten, 4 Minuten…Gegen 22 Uhr, als meine Hebamme hier eintrafen waren wir bei 3 Minuten und ich natürlich ordentlich am Atmen.
Christian und unsere Hebamme bereiteten alles für die Geburt vor.
Wir beschlossen, im Wohnzimmer zu bleiben, da Leonie oben friedlich schlief.
Der Muttermund war fast vollständig geöffnet.
Wehen alle 2 Minuten…
Meine 2. Hebamme traf ein. Wir wechselten meine Liegepositionen. Ich atmete, atmete und atmete (im Nachhinein bin ich sehr dankbar für den Yoga-Kurs, den ich in der Schwangerschaft besucht habe!) und merkte, dass ich langsam pressen muss.
Wir änderten meine Position erneut, diesmal jedoch in eine wo die Schwerkraft mehr genutzt wird – so hatte ich es mir gewünscht.
Ihr kennt diese sicher: Sie wird typischerweise in Geburtsvorbereitungskursen von Filmen gezeigt. Christian etwas erhöht hinter mir, ich zwischen seinen Beinen, halb sitzend.
Er hielt mich, war ganz nah bei mir.
Meine 2. Hebamme hielt meine Hand. Ich fühlte mich sehr sicher, geborgen und genoß es, Christian direkt hinter mir zu wissen, der mich stützte und meine andere Hand hielt.
Ich spürte alles, Ellas Köpfchen, ihre Ärmchen, ihre Beinchen…nur keinen Schmerz. ♥
Voller Glück und Liebe nahm ich um 22:30 Uhr unsere kleine Ella direkt in Empfang und weinte vor Rührung und unbändiger Liebe zu diesem kleinen Wesen.
Nun begann das große Kuscheln und Ella konnte ihre erste Stillmahlzeit zu sich nehmen. Christian und ich erfreuten uns einfach an diesen ersten gemeinsamen Momenten mit unserer kleinen Ella.
Nachdem alle “Spuren” beseitigt waren (was rasend schnell ging – unsere Hebammen waren so ein eingespieltes Team, dass all das nebenher ablief, ohne das wir viel davon mitbekamen) und wir uns sehr dankbar von unseren Hebammen verabschiedet haben, machte wir uns auf nach oben ins Bett (gegen 0 Uhr).
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meine wundervollen Hebammen, die mich während meiner Schwangerschaft und danach erstklassig betreut haben und in diesen Minuten und den anschließenden Stunden für mich da waren – ihr seid großartig und ich werde euch bis an mein Lebensende dankbar sein! ♥
(Schnappschuss von mir, kurz nach Ellas Geburt)
In der Nacht, etwa um 3 Uhr, bekam Ella Hunger und meldete sich, wovon auch Leonie erwachte, die sich zuerst verwirrt und dann suchend umschaute. Mittlerweile war sie zu uns rübergetappst gekommen, um bei uns weiterzuschlafen und hatte zuvor nichts von der Veränderung bemerkt.
Sie entdeckte Ella, ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht und sie ging zu ihr und streichelte ihr einmal ganz sanft über ihre Wange, bevor sie sich dann wieder zurück in unser Bett kuschelte.
Auch dieser Moment wird für mich immer unvergesslich bleiben.
Genauso wie diese traumhafte, schnelle Geburt!
Unsere kleine Ella, nun liegt diese Erfahrung schon über ein Jahr zurück und noch immer erfüllt mich die Erinnerung an all dies voller Glück und Zufriedenheit.
Deine Ankunft bei uns zu Hause war ein harmonisches, angenehmes und sehr familiäres Ereignis.
Ich bin wahnsinnig glücklich, dass wir alle direkt von Anfang an als Familie beisammen sein konnten!
Du bist ein flinkes Mädchen – du lernst schnell, bist sehr wissbegierig, eine kleine Turne- und Tobemaus. Papas Gene scheinen sich da stark durchzusetzen 😉
Wir sind wahnsinnig stolz auf dich. So vieles hast du schon im ersten Jahr gelernt. Du bist mittlerweile so schnell zu Fuß unterwegs, dass wir teilweise richtig rennen müssen, um mit dir Schritt zu halten!
Du vergötterst deine große Schwester. Deine Liebe zu ihr und zu uns sieht man dir täglich an.
Du bist voller Lebenslust und Energie. Aus dir strahlt so viel Glück und Liebe.
Es ist wunderschön, dich lächeln und lachen zu sehen und zu hören.
Dich mit deiner Schwester zu erleben und zu beobachten, wie du langsam ein kleiner Schelm wirst und dein starker, eigener Willen zeigt sich mehr und mehr!
Wir lieben es, wie du uns mehr und mehr verstehst, mehr und mehr mit uns kommunizierst!
Du bist großartig! Du bist für uns unser zweiter kleiner Sonnenschein, der jeden Tag von uns so viel schöner, manchmal auch so viel anstrengender, sehr viel spannender und aufregender, erlebnisreicher und lustiger gestaltet.
Auch wenn das Warten auf dich bzw. auf den positiven Schwangerschaftstest, mit welchem du dich angekündigt hast, unheimlich hart und schmerzhaft war – all das hast du uns mit dem Tag deiner Geburt fast vergessen lassen!
Du hast uns noch einmal deutlich gezeigt und wissen lassen: Jedes Kind ist ein wahres Wunder und das größte Glück auf Erden!
Du bist mit deiner Schwester unser größtes, wertvollstes Geschenk des Himmels!
12 Kommentare
Danke für den wunderschönen Geburtsbericht!
Sehr, sehr gerne <3
Vielen Dank.Das hat mich berührt und näher dem Gedanken einer Hausgeburt gebracht . Sehr schön geschrieben
Danke schön! Es freut mich sehr, dass ich dich auf diese Weise berührt habe 🙂
Der Bericht ist wirklich so wunderschön 🙂 ich beneide dich richtig darum!
Ich wünsche jedem solch eine Erfahrung und Geburt! <3
Sehr schön! Danke für dieses schöne Erlebnis, bzw. für den tollen Bericht darüber.
Hausgeburt kam für uns nicht in Frage, da wir da negativ vorbelastet waren…
Geburtshaus hätten wir uns vorstellen können, lag aber zu weit weg (2Std Autofahrt…). Die ersten beiden kamen in Cuxhaven zur Welt und wir waren froh endlich zu Hause zu sein – erst hier konnten wir wirklich entspannen… Bei der 3. Geburt waren wir in einem katholischen Krankenhaus im Emsland, in dem es viel familienfreundlicher zu ging und auch meinem Mann ein Bett und Essen angeboten wurde, da wir etwas lange auf unseren Filius warten mussten …
Die Art und Weise wie die Hebammen mit einem umgehen, ist einfach wirklich entscheidend. Wenn man sich gut aufgehoben weiß, ist man auch nicht so verkrampft – egal wo entbunden wird…
Bei der ersten Geburt hatte ich oft das Gefühl mich verteidigen zu müssen, statt mich geborgen zu fühlen. Eine Hebamme klagte auch offen darüber wie sehr sie unter dem Personalmangel zu leiden habe… Dies interessierte mich nicht die Bohne, denn ich wollte ja mein Kind zur Welt bringen! Aber schwamm drüber, ist jetzt fast 8 Jahre her….
Ganz liebe Grüße und noch viele Glücksmomente mit Deinen wunderbaren Töchtern!
Yvonne van Brakel
Liebe Yvonne,
das verstehe ich absolut. Bei negativer Vorbelastung wäre das mit Sicherheit keine entspannte Geburt. Wie du schon sagst, wichtig ist ja im Endeffekt auch nicht wo der/die kleine Erdenbürger/in auf die Welt kommt, sondern dass es dabei allen gut geht 🙂
Puuh, ne 2 Stunden…das wäre bei mir auch nie gegangen. Alles was weiter als 30 Minuten entfernt liegt, hatten wir aufgrund unserer Vorerfahrung ausgeschlossen ^^
Könntest du dir vorstellen, uns an deinen Erfahrungen teilhaben zu lassen? Deine Geschichte klingt spannend und würde mich tierisch interessieren!
Liebste Grüße,
Jenny
Das ist ein schöner Bericht. Mein drittes Kind war auch eine geplante Hausgeburt. Das war mit Abstand die beste Geburt, die ich hatte.
Danke schön! Ja, ich fand die Hausgeburt auch wunder-wunderschön <3
Vielen Dank für den schönen Geburtsbericht. Ich hatte ebenfalls zwei Hausgeburten und würde es immer wieder so machen. Ich habe mich zu jeder Zeit sicher gefühlt. Gleichzeitig denke ich, dass jede Frau für sich selbst den passenden Geburtsort finden muss.
Damit hast du absolut recht. Was sich für mich gut und stimmig anfühlt, kann bei anderen Unbehagen hervorrufen. Daher muss jeder in sich hineinhören und seinen eigenen Weg finden. 🙂