Happy Birthday, kleine-große Maus
Hallo ihr Lieben,
er ist da! Der 1. Mai! Kein Tag, wie jeder andere. Ein Tag, der mich jedes Jahr aufs Neue ein Stück in die Vergangenheit zieht.
Um genau zu sein, in das Jahr 2010.
Er war ganz anders geplant, aber du hattest deine eigenen Pläne und hast uns somit sehr überrascht!
Eigentlich wollten wir an diesem Tag mit einer sehr guten Freundin gemütlich frühstücken.
Sie war auch über Nacht bei uns.
Und wie es dann so ist, habe ich den Abend zuvor mit ihr noch viel zu lange geklönt…
Ich liebe es gemütlich zusammen zu sitzen und einfach über alles Mögliche zu quatschen.
Es war gegen 23 Uhr, als wir uns auf den Weg ins Bett machten und uns eine gute Nacht wünschten.
Dass diese Nacht nicht nur gut, sondern ganz besonders und unvergesslich werden würde, das hast du mir schon wenige Stunden später gezeigt!

Gegen 2 Uhr bin ich erwacht.
Etwas war anders. Dass du dich ankündigst, daran habe ich noch nicht gedacht. Es fühlte sich doch eher so an, wie eine kleine Magenverstimmung.
Hatte ich etwas Falsches gegessen? Hatte ich mir einen Mageninfekt eingefangen?
Ich wollte Christian nicht wecken und schlich mich ins Badezimmer. Ich ging wieder ins Bett. Und wieder ins Badezimmer. Etwas war anders. Und es tat leicht weh. Ich tigerte im Badezimmer auf und ab. „Oh, bitte kein Magen-Darm-Infekt„.
Ich wollte niemanden wecken. Wir wollten doch am nächsten Morgen in Ruhe zusammen frühstücken und alle sollten gut ausgeschlafen sein.
Aber die Schmerzen hatten sich verändert. Sie wurden stärker und bekamen einen Takt. Ich war mir plötzlich sicher:
Das sind Wehen!
Aber es konnte noch nicht losgehen – echte Wehen müssten doch bestimmt stärker sein. Das war noch alles sehr gut auszuhalten.
Übungswehen? Davon hatte ich doch schon gelesen…
Frauen, die eine kurze Zeit Übungswehen haben und dann wieder ins Bett gehen und weiterschlafen, als wäre nichts gewesen.
Ich beschloss wieder ins Schlafzimmer zu gehen. Nach einer Stunde im kleinen Bad war ich über die weitläufige Lauffläche sehr froh.
Christian wartete hier schon auf mich und fragte, ob alles ok ist.
Ich erzählte ihm, dass ich mir recht sicher bin Wehen zu haben, dass ich aber gleichzeitig denke, dass dies Übungswehen sind und es noch nicht losgeht. Wir sollten dennoch besser die Zeit stoppen.
Zwischendurch schrieb ich noch mit einer befreundeten Mami, welche erst wenige Tage zuvor selbst Mama geworden ist. Mitten in der Nacht um 3 Uhr? Na klar, die Chancen waren ja groß, dass sie gerade „zufällig“ wach ist…und das war sie auch 😉

Wir nahmen die Zeit: 5 Minuten.
Ok, bei 5 Minuten sollte ich doch in die Klinik?
Wir hatten uns für eine anthroposophische Klinik entschieden – an sich war mein Wunsch eine Hausgeburt, aber in diesem Haus konnte ich mir das nicht vorstellen. Ein Mehrfamilienhaus mit einem kleinen Jungen, der unter uns wohnt und hellhörigen Wänden?
Wer weiß, wie ich unter eine Geburt bin?! Was sollte der kleine Junge denken? Oh ne, ne, ne. Ich denke, da hätte ich mich bestimmt nicht fallen lassen können.
So sollte es diese Klinik werden, in der die Geburtsstation eher einem Geburtshaus glich (das nächste Geburtshaus war leider zu weit entfernt).
Ich hatte jedoch immer noch nicht das Gefühl, dass es losgeht. Ich bat Christian, im Krankenhaus anzurufen und nachzufragen, was wir tun sollen.
Mir wurden Fragen gestellt und wir einigten uns darauf, dass ich einen Wannentest mache. Würden die Schmerzen stärker und regelmäßiger werden, wären es echte Wehen und wir sollten kommen.
Christian war so lieb und ließ das warme Wasser in die Badewanne laufen. Es war mittlerweile gegen 4 Uhr. Die Zeit kann in diesem Augenblick so wahnsinnig rasen. Von Müdigkeit übrigens keine Spur. Ich war hellwach, meine Sinne geschärft. Und meine Gedanken drehten sich nebenher auch um unseren Schlafgast, wo ich hoffte, dass wir sie nicht aufwecken. Wobei mir das bei einer einlaufenden Badewanne, mitten in der Nacht unmöglich erschien…
Ich stieg in die Badewanne. Es dauerte auch gar nicht lange, um eine Wirkung zu spüren. Die Schmerzen wurden stärker und regelmäßiger!
Jetzt wurde mir richtig bewusst. Unser Baby möchte zu uns! Ich werde bald Mama sein! Wir werden heute Eltern! ♥
War ich bereit? Oh ja! Ich hatte keine Angst vor all dem, was kommen würde. Die Freude und Spannung über den bevorstehenden Moment stieg!
Also stieg ich wieder aus der Wanne, rein in die frischen Klamotten. Wir klopften leise an die Wohnzimmertür, wo unsere Freundin schlief. Sie schaute mich verschlafen und verwundert hat.
Ich brachte nur die kurze Info hervor: „Wir fahren jetzt ins Krankenhaus. Ich habe Wehen.“
„Das Baby kommt?“
„Ja!“
Auf einmal war sie hellwach. So schnell habe ich das bei ihr noch nie erlebt und leichte Panik kroch in ihre Augen 😉
Wer hätte das schon angenommen? 2 Wochen eher. Ohne Vorankündigung und dann auch noch so schnell!

Während Christian die restlichen Sachen zusammenpackte und sich anzog, drehte ich nun im Wohnzimmer meine Runde. Nun mittlerweile mit einem Mantra, was ich während der Wehen vor mich hinmurmelte.
Es sagte alles aus, was ich in diesen Momenten dachte und spürte:“Aua, aua, aua, aua“ und dabei atmete ich tief und gleichmäßig. Ich musste sogar lachen, weil meine Freundin es ebenfalls relativ witzig fand, wie entspannt ich da am Esstisch stand, meine Runden in der Wohnung drehte und hin und wieder mit einem „Aua, aua, aua“ an ihr vorbeilief.
Es half mir sehr gut durch die Wehen, welche sich erstaunlicherweise wirklich wie Wellen ankündigten und anfühlten. Vorher hatte ich nie verstanden, was damit gemeint ist. Auch diese „neuen“, stärkeren Wehen waren gut zu ertragen und ich konnte sogar noch lächeln und mich in den Wehenpausen in Ruhe mit meiner Freundin unterhalten und kündigte ihr immer an „Nun geht es wieder los.“
Gegen 5 Uhr konnten wir mit dem Auto zur Klinik starten
Ich hatte Christian gebeten, schon zum Auto vorzugehen. Ich wollte eine Wehenpause nutzen, um schnell den Hausflur zu durchqueren und niemanden zu wecken… Mit schnell meine ich dabei so schnell es eben mit der riesigen Murmel ging 😉
Ich sah bestimmt wie eine große, watschelnde, dicke Ente aus. Jedenfalls fühlte ich mich so!
Mein Plan funktionierte ganz gut. Erst am Auto kam die nächste Wehe und alle Nachbarn konnten in Ruhe weiterschlafen 😀
Vorher verabschiedeten wir uns natürlich von unserer lieben Freundin. Der Kühlschrank war randvoll gefüllt und sie bekam die Schlüssel schnell in die Hand gedrückt. „Wir melden uns, wenn er oder sie da ist!“
Ja, wir wussten vorher nicht, ob wir einen Jungen oder ein Mädchen erwarten.
Wir haben uns das Geschlecht zuvor nicht verraten lassen 🙂
Ich wollte es einfach nicht wissen, da es für mich keinen Unterschied machte.
Übrigens als kleiner Tipp an alle Schwangeren – da wir es vorab nicht bedacht haben: Der Weg zur Klinik sollte auch mit Wehen angenehm zu fahren sein.
Oooh, wie habe ich diese Pflastersteinstraße verflucht. Ich dachte wirklich bei jedem Holpern, dass ich gleich unser Baby in den Armen halte 😉
Ungefähr 30 Minuten später waren wir also beim Klinikgelände.
Dann das nächste Hindernis. Vom Parkplatz zum Kreißsaal!
Mit Wehen kommt einen der Weg gleich dreimal so lang vor und mit den ganzen Pausen (die Abstände waren mittlerweile schon recht kurz) haben sich die paar Meter wirklich eine ganze Weile hingezogen.

Gegen 6 Uhr kam ich dann beim Empfang an, wo wir kurz warten sollten. Wir wurden aufgenommen und dann begann die große Sucherei. Wir sollten bitte kurz warten.
Leicht gesagt, wenn man das Gefühl hat, gleich Mama zu werden. Warten ist da irgendwie nicht mein Ding.
Was gesucht wurde?
Ein Zimmer.
Es war kein Kreißsaal frei. Es gab zwei Notfälle.
Am ersten Mai, morgens um 6 Uhr. Ok…War ja klar, dass ich die Happy Hour erwische 😉
Schließlich wurde ein ganz normales Zimmer, mit einem einfachen Bett gefunden, welches üblicherweise zum Stillen und Entspannen genutzt wird.
War mir recht. Bett da. Sieht wohnlich aus. Nicht nach Krankenhaus. Top!
Die Untersuchung ergab: Da tut sich was. Ist aber noch etwas Zeit.
Zwischendurch wurde ich nach allen Daten gefragt. Den Mutterpass benötigte ich nicht. Ich hatte alles ganz genau im Kopf. Monatelang war jedes Detail für mich, wie eine lebensnotwendige Information – meine kleine Wissenschaft.
Ich atmete recht schnell, denn es fiel mir irgendwie schwer, die Technik aus dem Geburtsvorbereitungskurs anzuwenden.
Aber mir ging es gut und es tat mir gut, so wie ich es tat.
Auch den Spruch der Hebamme bekam ich sehr wohl mit, welche zu meinem Mann meinte – als er mich ans richtige Atmen erinnerte -, dass ich eh nichts mehr mitbekommen würde, da ich angeblich hyperventiliere.
Oh doch, liebe diensthabende Hebamme, das habe ich gehört… und ich fand das sehr unpassend! Ich hatte gerade nur Besseres zu tun, als dazu noch einen Kommentar abzugeben.
Sie verließ kurz das Zimmer, um zu den Notfällen zu eilen. Ich atmete.
Etwas änderte sich. Ich bekam ein neues Gefühl. Sehr stark. Ein Verlangen. Christian sollte die Hebamme holen.
Er lief auf den Flur. Nein, er sollte nicht weggehen. Also rief er. Und sie kam wieder. Ich sagte ihr, dass sie bitte noch einmal schauen soll, denn ich hatte das Gefühl, pressen zu müssen.
Sie meinte, es dürfte sich noch nicht viel verändert haben, es seien ja gerade mal 10-15 Minuten vergangen. „Bitte schauen sie noch mal.“
Sie schaute und war überrascht. Ich war so weit! Und ich jubelte innerlich. Gleich ist es es da, unser Baby!
Mein Körper gab alle Startsignale und ich tat, was er mir sagte!
Seit ich in diesem Bett lag und wusste, dass wirklich der Tag X gekommen ist und ich mich auf der Zielgeraden zum Muttersein befand, gab es für mich keinen Schmerz mehr. Nicht im üblichen Sinne. Ich wusste, dass ich sehr bald eines der kostbarsten Geschenke bei mir haben würde. All das fühlte sich stimmig an.
Es existierte kein Schmerz. Ich war erfüllt von Glück und von dem Bild unseres Kindes, bei uns.
Ich konnte das Ziel sehen und ich wollte alles geben, um es so schnell wie möglich zu erreichen.
Und da war der Moment. So schnell. Der erste Schrei. Unser Kind.
Schon lag es auf meiner Brust und ich konnte es kaum fassen.
All das kam mir so viel leichter vor, als ich es mir immer vorgestellt habe.
Um 6:40 Uhr wurden wir an diesem Tag zu Eltern ♥
Ich zu einer Mama und ich wusste sofort, nichts bin ich lieber! Alles werde und würde ich für dich geben!
Wir bewunderten dieses wunderschöne Geschöpf. Es war so klein, so zart, so zerbrechlich.
Aber war es ein Junge oder ein Mädchen?
Wir hoben ganz vorsichtig das Handtuch, aber die Beinchen lagen so, dass es nicht zu 100% erkennbar war. Aber ich tippte zu 90% auf Mädchen. Christian hatte schon während der Schwangerschaft auf ein Mädchen getippt 🙂
Nachdem uns etwas Familienzeit gegönnt wurde, kam eine Hebamme und gratulierte uns und fragte uns nach dem Namen des Kindes.
Worauf wir uns anschauten und dann fragend an die Hebamme wandten, welche lachend meinte „Ach, das wurde Ihnen noch gar nicht gesagt? Ja, sie haben eine gesunde, wunderschöne Tochter.“
Unsere Leonie <3
Du bist unser Sonnenschein, ein Kind des Glücks und der Liebe.
Du bereicherst unser Leben seit 5 Jahren und machst uns sehr glücklich.
Vieles kannst du schon alleine. Du bist wahnsinnig selbstständig und so gescheit.
Wir bewundern deinen Wissensdurst und deine Neugier, deinen Mut und deine liebevolle Art.
Du bist wild und doch auch Papas kleine Prinzessin.
Du bist die beste große Schwester, die wir uns für Ella wünschen konnten und wir verstehen nur zu gut, dass sie dich so anhimmelt.
Deine fröhliche, freundliche Art erhellt jeden Raum.
Es ist gut, dass du deinen eigenen Kopf hast und diesen auch mal durchsetzen möchtest.
Du bist eine kleine Abenteurerin, mit lauter tollen Ideen unter deinem hübschen Haarschopf.
Bitte bewahre dir dein Wesen. Lass dir diese Eigenschaften durch nichts und niemanden nehmen.
Denn du bist großartig, einzigartig und genau richtig, so wie du bist!
Danke, für bisher 5 wundervolle Jahre, an denen du die Tage unseres Lebens schöner gemacht hast – selbst wenn es mal anstrengende Momente gab. Danke, für eine traumhafte Geburt, an die ich mich so gerne zurückerinnere. Danke, für jedes „Mama/Papa, ich liebe dich!“. Danke, für jedes „Ihr seid die besten Eltern, die man sich wünschen kann!“, jeden Kuss und jede Umarmung, jedes Lachen und jedes Lächeln. Für jedes Stück, dass du uns mit in deine Welt ziehst, uns an deinen Gedanken, deinen Ideen und wahnsinnig spannenden Vorstellungen vom Leben teilhaben lässt.
Das Leben mit dir ist so viel lustiger, schöner, sorgenvoller, spannender, nervenaufreibender, bunter, lauter, kuscheliger, interessanter und voller einmaliger Momente!
Wir lieben dich und sind unglaublich stolz auf dich ♥
Deine Eltern
5 Kommentare
Wunderschön geschrieben 🙂 Da geht einem das Herz auf 🙂
Oh Jenny
Das hast du so so wunderschön geschrieben, dass mir die eine oder andere Träne über neue Wange gelaufen ist…
Oh und wie toll geschrieben!!!!
das war ja sehr herzergreifend und wundervoll zu lesen
Ohh so schön 🙂