Familienurlaub im Harz: Wandern mit Kindern – Ziel: Der Brocken
Hallo ihr Lieben!
Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm…
Bis auf den Regenschirm hatten wir bei unser Familienurlaub-Wandertour durch den Harz wirklich alles dabei!
Ja, im letzten Sommer haben wir das Wandern für uns als Familie entdeckt. Wir gehen zwar oft und gerne spazieren, bestaunen und genießen die Natur, aber so eine richtige Wandertour mit unseren Kindern… an die hatten wir uns bisher nicht gewagt bzw. waren Leonie und Ella auch bisher nicht so sehr daran interessiert. Jetzt hatten wir aber große Lust, dies gemeinsam für uns zu entdecken. Der Harz ist ja immerhin nicht weit von uns entfernt!
Christian und ich waren früher schon sehr gerne in der bergigen Landschaft Bayerns wandern. Diese fehlt uns hier manchmal im recht flachen Havelland. Gleichzeitig genieße ich die Nähe zum Meer. Es ist verzwickt.
Für unser Wander-Wochenende hatte ich uns vorab 3 Touren rausgesucht. Eine kleine, leichte Route um den Oderteich herum zum Einstieg, der anspruchsvolle Aufstieg zum Brocken von Schierke aus und eine mittelschwere Wanderroute durch das wunderschöne Ilsetal. Da sich unsere Zeitplanung jedoch leider etwas verschob, mussten wir auch unsere Wanderplanung anpassen und entschieden uns dafür, den Oderteich ein anderes Mal zu erkunden. Die Bilder vom Wanderweg zum Brocken und im Ilsetal sprachen unsere Kinder deutlich mehr an.
Abenteuer, klettern und mitten durch die wilde Natur – das war ihr Wunsch!
Nachdem wir am Samstag also später als gedacht in Schierke (Wernigerode) ankamen, mussten wir uns für den Zeltplatz erstmal einen offiziellen Corona-Test-Nachweis besorgen. Als dies geklärt war, ging es auch schon zum Campingplatz Harz Mountain Camp am Schierker Stern, um vor Ort unser Lager aufzubauen. Am Ende des Tages hat man darauf ja meistens keine Lust mehr. Erst recht nicht nach einer langen Wanderung. Da will man schließlich nur noch ins Bett fallen. Oder aber, wie wir, ins Zelt 😉
Leider hat ein Jahr zuvor der Borkenkäfer die schöne Waldfläche auf dem Campingplatz für sich erobert und zerstört. Wodurch wir nicht, wie gedacht, in einem Wald und umgeben von Bäumen, sondern auf einer überschaubaren Fläche – umgeben von einigen abgesägten Baumstümpfen – zelteten.
Schon vom Zelt aus konnten wir unser Ziel des Tages sehen. Oben auf dem Brocken – oder auch volkstümlich Blocksberg genannt (Hex hex! Bibi Blocksberg!) – thront der große rot-weiße Antennenmast und das Brockenhaus.
Um 15 Uhr starteten wir in Schierke auf dem Wanderweg durch das Eckerloch!
Wir machten unsere ersten Schritte… und andere kamen uns schon von ihrer Rückkehr entgegen.
Es war eine freundliche Stimmung, wenn man sich traf und jeder wünschte uns einen schönen Aufstieg! 🙂
Mit 1.141 m ü. NHN ist der Brocken im Harz der höchste Berg in Sachsen-Anhalt und in Norddeutschland. Zusammen mit den umliegenden Bergen bildet er das Harzgebirge.
Der Eckerlochstieg ist der kürzeste Aufstieg zum Brocken – und auch der beliebteste und steilste. Eine Strecke ist ca. 5,4 km lang und man benötigt ca. 2-3 Stunden für den Auf- bzw. Abstieg. Hin und zurück sind es also gut 11 km Wanderweg. Es ist ein abwechslungsreicher z.T. steiler, stein- und wurzelreicher Aufstieg von ca. 500 Höhenmetern. Uns persönlich hat diese Vielfalt an Natur und unterschiedlichen Untergründen und Schwierigkeitsgraden sehr gut gefallen!
Es war genau das kleine Abenteuer, welches wir uns gewünscht haben!
Der Wanderweg startet am Nationalparkhaus in Schierke im Nordwesten des Ortes. Zuerst überquert man das Schwarze Schluftwasser und die Schienen der Brockenbahn. Der Bach hat mich den ganzen Weg über fasziniert. Ich liebe die Mischung von Wald und Fluss bzw. Bach ♥
Der Wald sieht hier etwas anders aus. Trocken. Kahl. Silbergrau. Tot.
Unter dem Motto „Baustelle Natur – Hier baut die Natur die neue Wildnis“ findet man diesbezüglich Informationen beim Nationalparkhaus entlang der Brockenstraße.
Was ist hier passiert?
Dies ist der Waldwandel. Die Bäume, die wir dort im Nationalpark sehen sind meist menschengeprägte, ältere Fichtenforste. Das großflächige Absterben resultiert aus Stürmen, Wetterextremen und dem Borkenkäfern. Doch der Tod dieses Waldes ist kein Ende, sondern der Beginn der neuen Waldwildnis! Fichten sind in dieser Hochlage heimisch. Wir werden sie also auch zukünftig im Harz anfinden. Aber nun wachsen hier nicht nur neue, junge Fichten, sondern auch einige Laubbäume – wie z.B. Eberesche, Bergahorn oder Weide.
Totholz ist wichtig für die Artenvielfalt!
Je nach Holzart und Stand des Verfallsprozesses sind etwa 600 Großpilzarten und rund 1.350 Käferarten an der vollständigen Mineralisierung eines Stammes beteiligt. Würde man diese also entfernen, würde diesen die Lebensgrundlage nehmen. Viele Arten sind mittlerweile schon selten geworden. Zum Beispiel diese, welche auf sehr dickes, sehr morsches Holz spezialisiert sind. Totholz bietet Unterschlupf, Nahrung und Lebensraum! Daher bleibt das Totholz im Nationalparkgebiet soweit wie möglich unberührt.
Der Wald „repariert“ sich von selbst. Und das geht sogar relativ schnell – innerhalb weniger Jahre.
Auf dem Weg nach oben sieht man daher einige abgesägte Bäume. Diese wurden vorsichtshalber – auch zum Schutz der Wanderer – an der „natürlichen“ Bruchstelle gekürzt. Mittlerweile haben einige Wanderer diese mit kleinen Steintürmen bzw. Steinmännchen dekoriert. Selbst auf denen, die einige Meter hoch sind, sieht man Steine oder sogar kleine Türme… fragt mich nicht, wie die da oben raufkamen. Klar, einzelne Steine kann man hinaufwerfen… aber kleine Steintürme?!
Auf jeden Fall ist das ein sehr beeindruckender Anblick! 😀
Die Natur um den Brocken ist beeindruckend und so schön! Zu Beginn des Wanderwegs ist natürlich alles noch ganz chillig und entspannt. Man läuft vor sich hin und ist gespannt, wann der große Anstieg kommt.
Der Wanderweg zum Brocken hat so viele Naturflecken, die man zwischendurch einfach genießen muss. Sie sind so hübsch anzusehen! Mal für ein paar Sekunden oder Minuten anhalten und staunen, wie schöne unser Planet ist! ♥
Die wildwachsende Blumenpracht ist natürlich auch nicht zu verachten. 😀
Auf manchen Strecken ist der Wanderweg auch kreativ ausgebaut bzw. ergänzt worden. Wie bereits erwähnt: Diese Wandertour ist sehr abwechslungsreich. Dadurch vergeht die Zeit des Aufstiegs nicht nur gefühlt recht schnell, sondern Kinder und Erwachsene haben großen Spaß an all den unterschiedlichen Wegen – und manchmal auch kleinen Herausforderungen 😉
Unterhaltsam ist die Wanderung für Kinder auch durch den Märchenpfad „Das weiße Reh“.
Märchenwanderung von Schierke zum Brockenhaus
Zusammen mit dem Jungen Albert können Kinder an 6 Stationen dem Märchen vom weißen Reh folgen. Ella fand das total toll und die Geschichte sehr spannend! Die letzte Station des Märchenpfads befindet sich übrigens im Brockenhaus auf dem Brockengipfel. Dort wartet zusätzlich eine Erlebnis-Ausstellung, wo Albert den letzten Teil des Märchens erzählt und das Geheimnis des Weißen Rehs verrät! Gekrönt und belohnt wird die Wanderleistung der Kinder abschließend mit einem Sonderstempel im Märchenflyer 🙂
An manchen Stellen könnte man leicht etwas nasse Füße bekommen, wenn man kein wasserdichtes Schuhwerk trägt 😉
Gut versteckt, aber nicht zu überhören, konnten wir die Harzer Schmalspurbahn schon aus weiter Ferne entdecken.
Wir legten ein paar kleine Pausen ein. Mal, um uns zu stärken oder aber zum Spielen und Staunen. Wie hier am Bach, wo beide Mädchen unbedingt auf und über die Felsen klettern wollten 🙂
Aber ganz ehrlich – wen hätte das nicht als Kind gereizt? 😉
Etwas weiter oben konnten wir dem Bach beim Herabfließen zusehen und lauschen. Der Felsvorsprung bot dafür einen großartigen Aussichtspunkt.
Erholung pur!
Und dann ging es mit neuer Energie und Motivation weiter! Je höher wir kamen, umso interessanter wurde der Aufstieg. Es war, als würde uns jeder Abschnitt auf den nächsten vorbereiten 😀
Die letzten Meter hatten es dann noch in sich. Je höher man kommt, umso anspruchsvoller wird der Wanderweg.
Es ging steil bergauf und auch die Felsbrocken wurden immer größer. Dies merkte man dann auch gut in seinen Beinen 😉
Abenteuer-Klettertour durch den Wald! Den Abschnitt des Weges mochten Leonie und Ella ganz besonders!
Und nun ist auch die Brockenbahn aus einem ganz anderen Winkel zu sehen – wir kommen unserem Ziel immer näher!
Das lustige ist, während unseres Aufstiegs dachten wir mehrfach: Jetzt sind wir gleich da! Hinter der nächsten Ecke sind wir an der Spitze… doch unsere Geduld und Ausdauer wurde schließlich mit einem atemberaubenden Ausblick und dem guten Gefühl, es geschafft zu haben, belohnt! 🙂
Geschafft! Oben angekommen!
Für den Aufstieg haben wir ca. 2 Stunden und 45 Minuten benötigt – vom Parkplatz von Schierke aus gerechnet.
Den ganzen Weg könnte man natürlich auch mit der Brockenbahn… oder aber – wer möchte – mit dem Fahrrad fahren.
Nach dem Aufstieg wollten wir vor allem eins: Uns stärken und unsere Beine ausruhen. Für unsere erste Wandertour waren wir sehr zufrieden und stolz auf uns!
Aber zugegeben, wir waren auch alle etwas erschöpft. Anreise und Aufstieg zum Brocken an einem Tag – das war schon ein Erlebnis!
Es war zwar nicht mein erster Besuch auf dem Brocken – aber für Leonie und Ella schon. Und hoch gewandert bin ich bisher auch noch nie 😀
Neben dem Brockenhaus und der Wetterstation befindet sich auch das Brockenhotel direkt auf der Spitze des Brockens.
Auf dem Gipfel des Brockens findet ihr einen großen Felsen. Dieser Stein ist Teil und etwa Mittelpunkt der ihn umgebenden Brockenuhr. Drumherum findet ihr etwa fünfzig im Boden eingelassene Markierungen, welche die Richtungs- und Entfernungsangaben zu Orten und Landmarken anzeigen. Ein sehr beliebter Erinnerungsfoto-Punkt… den wir natürlich auch sofort dafür genutzt haben 😉
Bei einer Stärkung am Kiosk überlegten wir, wie wir den Rückweg antreten. Geplant war, auch zurückzuwandern. Jedoch hatte sich Leonie beim Hochwandern am Bein verletzt. Die Fahrt mit der schmalspurigen Brockenbahn klang da natürlich verlockend. Nach einer längeren Pause waren sich aber alle einig:
Nein, wir laufen auch wieder zurück – runter!
Runter ist es ja meist auch bekanntlich „einfacherer“ und „schneller“ als hoch 😉
Unser Geldbeutel dankte uns diese Entscheidung auch. Denn als Familie hätten wir für diese eine Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn etwas über 100 Euro gezahlt. Für die ca. 30 minütige Fahrt nicht gerade wenig – wenn auch sicherlich ein Erlebnis!
Die letzte Bahn fährt übrigens vom Brocken gegen 18:30 Uhr ab 😉
Wir waren etwas überrascht, dass der letzte Zug bereits relativ früh abfährt. Dies sollte man bei der eigenen Wander-Planung eventuell bedenken, falls die Beine nach dem Aufstieg doch zu müde sind.
Aber nach etwas über eine Stunde Pause auf dem Brocken zog es uns wieder zurück zum Campingplatz. Mittlerweile hatten wir es 19 Uhr und wir rechneten mit einem Rückweg von mindestens 2 Stunden.
Auf geht´s wieder nach unten! Schierke wir kommen!
Der Abstieg ging wirklich deutlich schneller… und auch leichter.
Die großen Felsen und Steine konnte man z.T. einfach herunterhüpfen. Man musste nur aufpassen, dass man nicht zu viel Tempo bekommt!
Zurück waren wir so flink, dass wir nur ca. 2 Stunden brauchten, um wieder in Schierke bei unserem Auto anzukommen 🙂
Rückblickend sind wir froh, dass wir auf die Bahnfahrt verzichtet haben. Denn der Rückweg hat ebenso viel Spaß gemacht und war auch nochmal eine schöne Möglichkeit, die traumhafte Idylle vom Harz auf sich wirken zu lassen.
Selbst auf dem Rückweg begegneten uns noch einzelne Wanderer und Familien, auf dem Weg nach oben. Vielleicht Gäste des Hotels?!
Am Ende unseres ersten Wandertags fühlte ich mich nur noch wie auf Stelzen. Was für ein Wander-Start! Wow! Wir waren geschafft, aber glücklich! Und am nächsten Tag wartete schon die nächste Wanderroute auf uns. Das Ilsetal mit all seiner Schönheit. Doch zuvor wollten wir nur noch eins… schlafen und von all dem schönen Erlebten träumen.
Der nächste Tag kam schneller als gedacht. Wir blickten noch einmal hinauf zum Brocken – direkt aus unserem Zelt heraus. Welch ein Ausblick am Morgen! Da oben waren wir gestern? Kaum zu glauben. Was für ein Abenteuer! Letztlich spürten wir die Wanderung noch leicht in unseren Knochen. Die Erholung über Nacht tat unseren Körpern sehr gut.
Ein gemütliches Frühstück stärkte uns ausreichend, bevor wir unsere 7 Sachen, oder mehr, zusammenpackten.
Der kleine Campingplatz hatte uns sehr gefallen. Wir hatten alles, was wir brauchten und die Mitarbeiter vor Ort waren sehr freundlich. Schön – den merken wir uns gleich für die nächste Wandertour im Harz! Und diese wird kommen – mit Sicherheit! Aber zuvor nehmen wir euch hier auf unserem Blog noch mit ins Ilsetal mit den malerischen Ilsefällen…. eieiei, das war eine überraschende Wanderung, sage ich euch. Aber ich will noch nicht zu viel verraten! 🙂
Wart ihr schon mal im Harz?
Geht ihr mit euren Kindern wandern?
Teilt gerne eure Wanderrouten-Tipps mit uns!
Bis zu unserer nächsten Wanderung hier auf unserem Blog!
4 Kommentare
Liebe Jenny und Familie,
Der Harz ist wirklich toll. Den Broken haben wir auch bereits zweimal bestiegen und für den Abstieg die Brokenbahn genommen.
Ich habe gesehen, dass ihr mit Barfußschuhen gewandert seid, meine Tochter liebäugelt auch mit Barfußschuhen oder Socken. Welche könnt ihr empfehlen und was sind eure Erfahrungen damit?
Liebe Nadine,
wie schön! Das ist aber auch eine besonders schöne Route! Es ist toll, hier Gleichgesinnte zu finden 🙂
Ja, genau, Ella und ich waren in Barfußschuhen bzw. -Socken wandern. Beim Wandern hatten wir sowohl die Skinners, als auch die Wildlinge und Leguanos dabei. Ich war in letzterem unterwegs und hatte für den Notfall aber noch die Wildlinge zum Wechseln dabei. Ella hat auf der Tour auch von Skninners auf Wildlinge gewechselt, da ihr die Skinners bei dem Untergrund zu unangenehm waren. Ich fand es mit den Leguanos genau richtig. Seit 2018 trage ich nur noch Barfußschuhe und -Socken… die Kinder wurden kurz darauf auch neugierig und wollten „Schuhe wie Mama“. Wobei ich im Sommer besonders die Socken bevorzuge. Die Kinder lieben die Leguanos bzw. Leguanitos und Skinners – wobei Ella auch immer Wildlinge hat, die sie auch gerne trägt (sind für „schlechteres“ Wetter einfach besser). Im Winter sind wir nur wild unterwegs. Gerne kann ich zu den einzelnen Barfußschuhen und -Socken mal einen extra Post machen oder du schreibst mir gerne per E-Mail, falls du genaue Fragen hast 🙂
Viele liebe Grüße,
Jenny
Hallo Jenny,
Danke für die vielen ersten Informationen. Vielleicht freuen sich andere ebenfalls über ein extra Beitrag auf dem Blog.
Danke für das Feedback 🙂